Wenn Träume wahr werden: Tradition: 50 Jahre BMW Turbo

SPX/Köln. Die Kugel traf ein unvorbereitetes Publikum – und schlug ein wie eine Sternschnuppe, die fantastische Wünsche erfüllt. Tatsächlich überraschte der künftige BMW Turbo vor 50 Jahren sogar die Fachwelt, die dem bayerischen Supersportwagen ein Traumwagendesign mit spektakulären Flügeltüren nicht zugetraut hatte. Der Zeitpunkt der Präsentation dieses ersten von BMW erlebten Concept Cars wurde sorgfältig gewählt. Die Olympischen Spiele in München hatten gerade begonnen, und das olympische Motto „Schneller, höher, weiter“ ermutigte BMW eindeutig, mit sportlicher Geschwindigkeit in eine neue Ära zu starten. Die neu gegründete BMW Motorsport GmbH kündigte ihre Fertigstellung im Olympiapark an. BMW Group Zentrale, liebevoll “Vierzylinder” genannt. Seit 1961 war BMW mit Vierzylindermodellen der neuen Klasse weltweit erfolgreich, doch nun zogen die BMW Ingenieure alle Register: Der 2,0-Liter-Vierzylinder wurde durch einen Turbo verstärkt. Technik 147 kW/200 PS, die Erhöhung des Ladedrucks brachte auch 206 kW/280 PS. Damit lieferte der von Star-Couturier Paul Braque gestaltete Supersportwagen BMW Turbo auch in Modena und Maranello eine aufsehenerregende Fahrleistung ab. darunter vier Zylinder. V12 Temperament? Noch nicht, denn der Münchner Mittelmotor-Renner bleibt ein Concept Car, aber auch ein Versprechen für künftige Serienautos, wie den 2002er Turbo und den legendären BMW M1 von 1978.

Vielleicht waren es die markanten, in leuchtend orange-roter Signalfarbe lackierten Flügeltüren des BMW Turbo, mit denen die 1,10 Meter flache Flunder Assoziationen an skulpturale italienische Vmax-Ikonen á la Lamborghini Countach und Alfa Romeo Carabo weckte. Aber auch der damals wegweisende Flügeltürer Mercedes C 111 mit Wankelmotor und mutiger Kunststoffkarosserie konnte die Entwicklung des BMW Turbo inspirieren. Allerdings hatte die Fachpresse zuvor von Hoffnungen auf eine Serienfertigung des C 111 – „für den C 111 muss es tausende Kunden geben“ – in zweisitziger BMW Turbo-Vierzylinder-Mittelmotorbauweise mit Turboaufladung berichtet. Von Anfang an galt es als „Versuchscoupé ohne Massenproduktionsmöglichkeit“. Entsprechend enttäuscht reagierten viele Fans dieses ersten BMW, der in Supersportwagen-Quartetten brillierte und Jugendzimmerwände mit Plakaten schmückte.

Den Wunsch nach einem Turbo-Coupé erfüllte BMW schließlich doch, denn 1973 debütierte der Typ 2002 Turbo mit einem 125 kW/170 PS starken Triebwerk. Diese erste europäische Serienlimousine mit Abgasturbolader erhielt bei der Premiere einen provokativen Namen in Spiegelschrift auf dem Frontspoiler. Ein Feature, auf das die 210 km/h schnelle Autobahnkehrmaschine in der Serienversion verzichten musste, schließlich bestimmten Ölkrise und Tempolimit-Diskussionen den Autoalltag. Ein Jahr später endete der Turbo-Traum: Der 2002er Turbo wurde nach nur 1.672 Einheiten eingestellt, und das Konzept BMW Turbo Super Sports ruhte auf dem Beweis. Doch dann kam 1978 und mit ihm der BMW M1: die Serienversion der schnellen Turbo-Studie von 1972, allerdings ohne Turbo-Vierzylinder für Sportwagenkenner.

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Tatsächlich war der M1 so flach wie der Turbo, trug eine keilförmige Kunststoffkarosserie mit blinkenden Klappscheinwerfern für eine aerodynamische Linie – und überholte den Ruf. Ganz zu schweigen von der breiten, flachen Nase des Sportcoupés, die eine radikale Abkehr von der gewohnten BMW Formensprache darstellt. Auch das doppelte BMW Logo am Heck des M1 verweist auf den vor sechs Jahren eingeführten Turbo. Die Ähnlichkeit zwischen diesen beiden Traumspielern reicht aus. Denn für das M1-Projekt hat sich die BMW Motorsport GmbH mit Lamborghini zusammengetan, da die Italiener über die nötige Erfahrung in der Entwicklung straßentauglicher Serienrenner verfügten. Obwohl diese Allianz zwischen der Marke mit dem weiß-blauen Stierzeichen vor Beginn der Serienproduktion scheiterte, finalisierte BMW den M1 und dieser herausragende Supersportwagen eroberte die Autobahnen und den 204 kW/277 PS starken Sechszylinder. Zunächst mit Vierventiltechnik. Trotzdem leistet der M1 drei PS weniger als der Vierzylinder-Turbo von 1972 und sprintet in 6,6 Sekunden auf 100 km/h. In den frühen 1970er Jahren waren fast nur V12 schnell. Selbst bei Vmax konnte der 250 km/h schnelle BMW Turbo kein deutscher Rivale, nicht einmal der neue Porsche 911 Carrera, mithalten.

„Erstklassige Automobile zu bauen ist eine Wissenschaft. Eine einzigartige Kunst. Jetzt gibt es ein Automobil, das beides ist: der neue BMW M1“, freuten sich BMW-Werber 1978. Eine Werbung passend zum BMW Turbo, der 1972 für neue wissenschaftliche Erkenntnisse sorgte und es ins Kunstmuseum schaffte – dank der ikonischen Formen, kreiert von BMW-Chefcouturier Paul Braque. Am sechs Jahre später finalisierten M1 war der Franzose nicht mehr beteiligt, da ihn bereits ein Angebot von Peugeot zurück in seine Heimat gelockt hatte. Also beauftragte BMW Giorgio Giugiaro, den M1 zu zeichnen, und der italienische Maestro lieferte die Linien, um den Turbo zu stoßen.

Zurück zu diesem Flügeltürer: Paul Bracks Stilstudie wies in die Zukunft, dass er 1973 in der Schweiz zum „Concept Car of the Year“ gewählt wurde. Die damals wichtigste Auszeichnung ihrer Art. Aber auch in Kunstmuseen wie der Düsseldorfer Kunstplast fand der BMW Turbo Einzug, denn Bracqs klare Linienführung, die alle Karosseriefugen betonte, galt als wegweisend, teilweise gleich für das Cover. Die Hinterräder des Coupés lassen den SM denken und erinnern an gallische Avantgardisten á la Citroen. Zur Sicherheitstechnik des BMW Turbo Testfahrzeugs gehören integrierte Stoßfänger aus Kunststoff, die sich bei einem Aufprall bis zu 20 cm zerstörungsfrei verformen lassen. Außerdem gab es vier innenbelüftete Scheibenbremsen (damals ungewöhnlich), die ersten Antiblockiersysteme zur Richtungsverzögerung und einen Bremswegwarner, der den Abstand zu vorausfahrenden Autos maß und bei zu geringem Sicherheitsabstand warnte. Mit an Bord war auch die frühe elektronische BMW Check Control mit Bremsbelagverschleißlampe, Lichtsteuerung per Lichtleiter und Fahrzeugflüssigkeitsüberwachung im Motor- und Kühlsystem.

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Als Reise-Gran Turismo verfügte der BMW Turbo zudem über einen 250 Liter großen Gepäckraum; Die Ingenieure wollten nur ein Showcar bauen. Dank einer nahezu perfekt ausbalancierten Gewichtsverteilung (47 Prozent auf den Vorderrädern und 53 Prozent auf den Hinterrädern) ermöglichte der Mittelmotor-Renner Kurvengeschwindigkeiten, die für eine neuartige Querbeschleunigungsleistung sinnvoll waren. Als Motor der Sportwagen-Innovation führte der Turbo diese Tradition bei BMW ein. 2014 war es der BMW i8, der als erster in Großserie gefertigter Plug-in-Hybrid-Sportler Pioniergeschichte schrieb.

Kurzmerkmale:

Zeitleiste:
1972: Im Februar begann der Designprozess für den BMW Turbo (Code X1) unter der Verantwortung von BMW Designchef Paul Braak. BMW Turbo ist das erste von BMW eingeführte Konzeptfahrzeug. Unterdessen laufen die Vorbereitungen für die Gründung der BMW Motorsport GmbH, die im Mai ihre Tätigkeit aufnehmen wird. BMW entschied sich nicht nur für den Motorsport, sondern trieb auch die Entwicklung des BMW Turbo mit Tür und Mittelmotor voran. Die Antriebseinheit für den BMW Turbo wird im April fertiggestellt und alle Fertigungsdetails für die Karosserie werden an die in Italien ansässige Carrozzeria Michelotti geliefert, die die beiden BMW Turbos bauen wird. Der BMW Turbo feiert seine Premiere am 23. August im BMW Museum in München, gefolgt von Präsentationen auf Messen und anderen Veranstaltungen.
1973: Der von Paul Braque entworfene BMW Turbo gewinnt in der Schweiz die Auszeichnung „Concept Car of the Year“ der Zeitschrift Automobile Review, die damals weltweit wichtigste Auszeichnung für Stilstudien. Die Energiekrise machte im Herbst 1973 allen Gedanken an eine Serienfertigung des BMW Turbo ein Ende. Auf der IAA in Frankfurt im September feierte der 2002 Turbo (E20) als erstes europäisches Serienfahrzeug mit Turboaufladung seine Weltpremiere. Der Turbolader stammt von KKK (Kühnle, Kopp & Kausch). Die Produktion des 125 kW/170 PS starken 2002 Turbo läuft nur bis 1974 auf 1.672 Stück.
1975: Im September präsentiert die Motorsport GmbH dem BMW Vorstand ein Sportwagenkonzept mit Rennwagentechnik, den künftigen M1 (E26), der die Form des BMW Turbo annehmen wird. Im Oktober beschloss der Vorstand die Planung eines zweisitzigen Mittelmotor-Sportwagens, der innerhalb von fünf Jahren in einer Stückzahl von 2.500 Einheiten produziert werden soll. Aufgrund eigener Kapazitätsengpässe prüft die Motorsport GmbH eine Zusammenarbeit mit Lamborghini. Dort werden Prototypen hergestellt und später die Karosserie und die Bodengruppe des Autos hergestellt. Der geplante Achtzylinder wird mit der Formel-1-Motorenentwicklung bei BMW konstruiert.
1976: Zwischen BMW und Lamborghini wird ein Vertrag über die Entwicklung und Produktion von 2.000 Einheiten des Sportwagens M1 (E26) unterzeichnet. Die komplette Produktion erfolgt in einem Lamborghini mit Motoren von BMW. Giorgetto Giugiaro und sein Unternehmen ItalDesign entwickelten das Design und lieferten die ersten Entwürfe auf Basis des Konzepts der BMW Turbo Studie aus dem gleichen Jahr 1972. Im Laufe des Jahres 1976 beendete BMW aus Kosten- und Zeitgründen die Entwicklung des Formel-1-Motors und kündigte gleichzeitig den Vertrag mit Lamborghini für den M1. Allerdings wurde am 12. Oktober ein neuer Deal zwischen BMW und Lamborghini unterzeichnet, der nun nur noch 800 Fahrzeuge betrifft. Diese sollten mit einem BMW-Vierventil-Sechszylindermotor ausgestattet werden und entwickelten statt einer Stahlkarosserie eine Kunststoffkarosserie – ein Serienmaterial, das ab 1972 auch beim BMW Turbo (X1) zum Einsatz kam.
1977: Am 19. April kündigt BMW den Vertrag mit Lamborghini, weil der Italiener in finanziellen Schwierigkeiten steckt und kurz vor dem Bankrott steht. Am 3. Mai wird jedoch der erste BMW M1 Prototyp intern präsentiert. Probefahrt auf dem Nürburgring entlang der M1, im Nardo und in den Alpen ab Juni. Marchesi/Modena liefert die Rahmen, TIR/Modena die Kunststoffkarosserie und ItalDesign kümmert sich um die Montage. Die Endmontage mit dem Motor erfolgt in Baur/Stuttgart
1978: Im Oktober wird auf dem Pariser Autosalon erstmals der BMW M1 der Presse und Öffentlichkeit präsentiert, der erste BMW mit der Bezeichnung „M“. Die Straßenversion leistet 204 kW/277 PS gegenüber 346 kW/470 PS beim Rennsportfahrzeug.
1979: Andy Warhol gestaltet den BMW M1 als Art Car. Der erste BMW M1 wird im Februar ausgeliefert. 1979/80 in der ProCar-Serie eingesetzt. Niki Lauda gewann in der Saison 1979 und Nelson Piquet 1980
1981: Anfang Februar wird der 453. und letzte BMW M1 ausgeliefert und BMW beendet mit dem M1 sein Engagement in der ProCar-Serie.
2022: Der BMW Turbo wird 50 Jahre alt und der Urahn aller nachfolgenden großen BMW Sportwagen.

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Technische Daten BMW Turbo (X1) ab 1972:
Mittelmotor-Sportwagen; Länge: 4,15 m, Breite: 1,88 m, Höhe: 1,10 m, Radstand: 2,40 m, Leergewicht: 990-1-100 kg;
2,0-Liter-Vierzylinder-Benzinmotor, 147 kW/200 PS bis 206 kW/280 PS, maximales Drehmoment: 225 Nm, Hinterradantrieb, Viergang-Schaltgetriebe, 0-100 km/h: 6,6 s, 90-160 km/h in 15,7 s, Vmax: 250 km/h.

Zum Vergleich technische Daten des BMW M1 (E26) von 1978:
Mittelmotor-Sportwagen; Länge: 4,36 m, Breite: 1,82 m, Höhe: 1,14 (Motorsportversion: 1,10) m, Radstand: 2,56 m, Leergewicht: 1.300 (Motorsportversion: 1.020) kg; 3,5-Liter-Sechszylinder-Benzinmotor, 204 kW/277 PS (Motorsportversion: 346 kW/470 PS), maximales Drehmoment: 330 Nm bei 5.000 U/min (Motorsportversion: 390 Nm bei 7.000 U/min), Hinterradantrieb – Gangschaltung Getriebe, 0-100 km/h: 5,6 (Motorsportversion: 4,5) s, Vmax: 262 (Motorsportversion: 310) km/h.

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