
Muss ich jetzt wirklich Insekten essen?


guten Appetit Heute gibt es essbare Insekten
Quelle: pa/Laci Perenyi
Die EU lässt neue Lebensmittel zu, die viel zu bieten haben: Larven des Körnerschimmelkäfers in Pulverform. Die meisten Deutschen würden wahrscheinlich mit den Augen rollen und vor Entsetzen schaudern. Ist es endlich an der Zeit, die eingeflößten Favoriten aufzugeben?
Quelle: Claudius Hall
Ja, sagt Holger Kreitling
DDie EU hat die Liste der in Lebensmitteln erlaubten Insektenpulver erweitert, neben Heimchen sind nun auch Körnerschimmelkäferlarven erlaubt. Natürlich ist es gut. Ich kann die Empörung teilweise verstehen; Lebensmittelmotten in der Speisekammer machen mir Angst.
Aber was das Essen betrifft, so haben mich meine Kindheitserlebnisse mit Jim Knopf und Lucas, dem Lokomotivführer, geprägt. Beide kommen im Roman nach Mandalay und haben Hunger. Baby Ping Pong bietet begeistert „Zuckerwürmer in Sauerrahm“, „gekochte Büffelnester“, „Ameisenbällchen in Schneckenschleim“ an.
Jim und Lucas schreien und fragen nach einfachen Käsesandwiches. Als Ping Pong das hörte, runzelte er die Stirn. „Käse? Ist das nicht überschwappte Milch?“ Es ist einfach eine Frage der kulturellen Prägung. Mitteleuropäer essen klaglos seltsame Dinge, lesen Sie die Zutatenliste. Chemie wird akzeptiert, Mehlkäferpulver aber nicht? Wir schwören auf den „spritzigen“ Sauerteig und Gorgonzola, schätzen Austern und Austern, grillen ja, grillen nein? Die Vorgehensweise sollte geändert werden.
Der Autor hat in Asien vieles mit mehr als vier Beinen ausprobiert.
Quelle: Martin UK Lengemann/WELT
Nein, sagt Matthias Heine
In den 1980er Jahren, als der Terror des Atomkriegs seinen Höhepunkt erreichte, stellte man sich eine postnukleare Welt vor, die nur von Insekten bevölkert war – Arthropoden galten als so anpassungsfähig und widerstandsfähig. Wissen Sie, es kam anders.
Verlässliche Statistiken und ein Blick auf die Windschutzscheibe zeigen, dass Insekten sterben. In einer Zeit, in der Insekten zunehmend aus dem Alltag verdrängt werden, erlaubt die EU den Verzehr von bisher verbotenen Larven. Vielleicht wird von uns erwartet, dass wir sie essen, weil wir solche Tiere weniger sehen und von ihnen angewidert sind. Natürlich trägt es nicht zum Insektensterben bei.
Aber man sollte es aus ethischen Gründen nicht tun. Diejenigen, die denken, dass Tiere Nahrung sind, können ihre Moral nicht auf Kreaturen mit Augen, Fell und Federn beschränken. Denn Insekten empfinden keinen Schmerz oder Angst macht ihnen nichts aus. Auch jeder neue, geheime Zusatz zu Industrienahrung sollte jeden mit Argwohn erfüllen, ob es nun „chemisch“ oder „natürlich“ wie Wurmfutter ist.
Insekten isst der Autor nur, wenn sie ihm beim Radfahren in den Mund fliegen