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Der Klimawandel könnte Permafrost schmelzen und noch mehr alte, unbekannte Viren und Bakterien freisetzen, warnen Forscher.
MARSEILLE – Der Klimawandel ist in vollem Gange und Experten befürchten, dass steigende Temperaturen sogar den Permafrostboden zum Schmelzen bringen könnten. Große Teile der Nordhalbkugel der Erde sind von dauerhaft gefrorenem Boden bedeckt. Tierkadaver und Pflanzenreste sind seit Jahrtausenden im Eis eingeschlossen, zusammen mit Bakterien und Viren, die sich darin angesammelt haben.
Experten befürchten, dass beim Auftauen des Permafrostbodens auch uralte und bisher unbekannte Bakterien und Viren auftauen könnten. Ein Team um die französischen Forscher Jean-Marie Olympique und Mathieu Legendre von der Universität Aix-Marseille konnte nun 13 bisher unbekannte Virustypen in Permafrostproben nachweisen. Es sei ihnen auch gelungen, sie zu reaktivieren, schreibt das Forschungsteam in einer auf dem Preprint-Server bioRxiv veröffentlichten, aber noch nicht begutachteten Studie. Die Studie sprach von einem „Zombie-Virus“.
Das Forscherteam reaktiviert „Zombieviren“ aus dem Permafrost
Mit dem neu entdeckten „Pandoravirus Yedoma“ haben Forscher einen neuen Rekord aufgestellt: Das Virus hat nach Angaben des Teams etwa 50.000 Jahre im Eis überlebt. Im Labor wurde es in Zellkulturen wieder viral. Das Forscherteam reaktivierte zuvor ein 30.000 Jahre altes Virus, das ebenfalls aus dem Permafrost stammte.
Pandoravirus yedoma ist ein Riesenvirus, der Amöben infiziert. Es ist so groß, dass es mit einem normalen Lichtmikroskop erkannt werden kann Spektrum.de Gemeldet. Das Virus stammt aus einer Eisprobe, die unter einem arktischen See entnommen wurde. Viren wurden unter anderem aus Mammutwolle und Wolfsdärmen isoliert. In Zellkulturen infizierten sie auch Amöben und wurden wieder giftig.

Der Klimawandel kann unbekannte Viren aus Permafrost freisetzen
„Möglicherweise setzt alter Permafrost beim Auftauen unbekannte Viren frei“, schreiben die Forscher in ihrer Studie. Wie lange das Virus ansteckend bleibt, lässt sich laut Team aber nicht abschätzen. Schließlich werden sie äußeren Bedingungen ausgesetzt – ultraviolettem Licht, Sauerstoff und Hitze. Es hänge auch davon ab, wie wahrscheinlich „sie in der Zwischenzeit einen geeigneten Wirt finden und infizieren“, heißt es weiter.
Permafrostgebiete der Welt
Permafrost findet man auf der Erde in den Polarregionen und auf den meisten der höchsten Berge der Erde. Russland hat 65 Prozent, Kanada 50 Prozent und China 20 Prozent, Grönland 99 Prozent Permafrost und Alaska 80 Prozent.
Forschungsteam: „Erderwärmung erhöht Risiko“
Die Ergebnisse des Forscherteams sollten jedoch wachrütteln: „Wenn das Abschmelzen des Permafrosts weiter zunimmt und mehr Menschen die Arktis während Industriebetrieben besiedeln, werden die Risiken im Zusammenhang mit der globalen Erwärmung zunehmen.“ Schreiben Sie die Autoren in die Studie.
Kürzlich entdeckten chinesische Forscher 900 nie zuvor gesehene Mikrobenarten in Eisproben von 21 Gletschern auf dem tibetischen Plateau. Auch beim Auftauen des Permafrostbodens kann es freigesetzt werden – Forscher warnen vor möglichen neuen Epidemien, die so entstehen könnten. Der Klimawandel kann aber auch auf andere Weise Seuchen und Zoos begünstigen. (Tab)