
Und damit beginnt das deutsche LNG-Zeitalter
Könnte „Esperanza“ 6 Prozent des deutschen Gasbedarfs decken?
Das neue Spezialschiff „Höegh Esperanza“ ist am neuen Importterminal für verflüssigtes Erdgas in Wilhelmshaven eingetroffen. Das benötigte LNG-Terminal wurde innerhalb weniger Monate gebaut. „Wir haben alles getan, um das Terminal sicher aufzubauen“, sagt Holger Kritz, Asset Manager Uniper.
Mit der Ankunft eines Spezialschiffes in Wilhelmshaven ist das erste deutsche LNG-Terminal startklar. Ein Zehntel des Gases, das Russland jährlich zur Versorgung von Industrie und Haushalten verbraucht, soll von hier kommen. Niedersachsens grüne Umweltministerin erhielt die Abmahnung umgehend.
ZAcht Monate nach der Rede von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und sechs Monate nach dem Ende der russischen Gaslieferungen hat Deutschland sein erstes schwimmendes Flüssiggasterminal. „Höegh Esperanza“ war am Donnerstagnachmittag in Wilhelmshaven festgemacht. Ab nächster Woche soll Gas ins deutsche Netz gepumpt werden.
Der Empfang wurde durch Ordnung geregelt. Auf dem Wasser: ein halbes Dutzend Schlepper aus dem Hamburger Hafen, ein Dutzend Boote der Wasserschutzpolizei; Eine Einheit von SEK-Offizieren umkreist in ihrem schwarzen Schnellboot einen blau-weißen Gastanker; Und ein Helikopter, der die Bewegungen des blau-weißen Höegh Esperanza aus der Luft überwacht.
„Höegh Esperanza“ soll als schwimmende Plattform zur Landung und Regasifizierung von LNG dienen
Quelle: dpa/Sina Schuldt
SEK-Beamte sichern den Bau eines Spezialschiffes
Quelle: Ulrich Exner
Gehen Sie auf der letzten Seemeile vor der in Rekordzeit ausgebauten Mole, die sich 1,3 Kilometer in die Nordsee erstreckt, kein Risiko mehr ein. Ein letztes Wendemanöver – Deutschlands erstes schwimmendes LNG-Terminal wurde dann fest vor Wilhelmshaven platziert. Die nächsten Monate, vielleicht Jahre, sollten ein Hoffnungsschimmer sein.
In den kommenden Jahren werden von hier rund fünf Milliarden Kubikmeter Erdgas in das deutsche Gasnetz gepumpt. Das ist ein Zehntel der Menge, die Deutschland bisher jährlich über die Pipeline aus Russland importierte. Vier weitere von der Bundesregierung gecharterte Flüssiggastanker mit Regasifizierungsoptionen – im Englischen „floating storage and regasification units“ genannt – werden in den nächsten zwölf Monaten in verschiedenen Nord- und Ostseehäfen festmachen.
Sonnenuntergang hinter dem LNG-Terminal
Quelle: dpa/Sina Schuldt
„Esperanza“ legte am LNG-Terminal an
Bildnachweis: AFP/FABIAN BIMMER
Ihr Betrieb ist relativ einfach: Schiffe können Flüssiggas von anderen Gastankern aufnehmen, bei minus 164 Grad Celsius speichern und bei Bedarf wieder in den gasförmigen Zustand überführen. Anschließend wird es in das Erdgasnetz eingespeist und kann von Industrie und Haushalten genutzt werden. Vorteil: Die Menge an Flüssiggas ist sehr gering und kann daher sehr effizient transportiert werden.
Umweltschützer sind besorgt
Ab Mitte Januar sollen nach den Plänen der Betreibergesellschaft Uniper regelmäßig Gastanker an der 294 Meter langen „Höegh Esperanza“ festmachen und Flüssiggas für die deutschen und europäischen Gasnetze liefern. Ein erster Schritt zurück zu mehr Energieuniversalität.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) will das Terminal am Samstag mit einer kleinen Feierstunde auf See einweihen. Zu der Feierstunde werden auch Bundesfinanzminister Robert Habeck (Grüne), Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) und der niedersächsische Ministerpräsident Stefan Weil (SPD) erwartet.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) will am Samstag vom Schiff „Helgoland“ aus das LNG-Terminal besuchen.
Quelle: Ulrich Exner
Rund 170.000 Kubikmeter Flüssiggas hat die „Esperanza“ aus dem spanischen Valencia nach Wilhelmshaven geliefert. Laut einem Uniper-Sprecher können mit einem Volumen 50.000 bis 80.000 Haushalte ein Jahr lang versorgt werden. Das Gas kann ab nächster Woche an das Gasnetz geliefert werden.
Kritik an dem Terminal kommt von den Umweltorganisationen Naboo und Bond. Sie bemängeln, dass die Schiffsleinen mit Chlorverbindungen von Algen, Muscheln und Verschnitt freigehalten werden. Diese werden nach der Reinigung in die Nordsee gepumpt. Niedersachsens Umweltminister Christian Mayer (Grüne) hat angekündigt, die Meeresumwelt der „Höegh Esperanza“ genau zu überwachen: Alle gesetzlichen Grenzwerte müssen eingehalten werden.
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