
Manchmal tauchen in der Geschichte der Wissenschaft Persönlichkeiten auf, die seiner Meinung nach als die klügsten Menschen der Welt gefeiert werden sollten. Der amerikanische Physiker Richard Feynman (1918 bis 1988) wurde von vielen seiner Zeitgenossen so gesehen. So wie der ungarische Mathematiker John von Neumann (1903 bis 1957) – wobei man sagen muss, dass er der intelligenteste Mensch ist, von dem fast niemand gehört hat.
Von Neumann war auf vielen Gebieten unterwegs: Er trug zur Quantenmechanik ebenso bei wie zur Spieltheorie, zur künstlichen Intelligenz und zur Entwicklung von Computern und damit zum Gesamtbild des militärisch-industriellen Komplexes. Und er hatte einige Worte, über die er nachdenken musste. Wie er schrieb: “Es hat keinen Sinn, genau zu sein, wenn Sie nicht wissen, wovon Sie sprechen.” Dem kann man nur zustimmen, wenn man versucht, die Monatsprognosen der Ökonomen zu sortieren.
„In der Mathematik versteht man die Dinge nicht, man gewöhnt sich nur daran“, lautet ein weiterer seiner Aussprüche. Dies gilt auch für moderne Computer, die alle nach einer Von-Neumann-Architektur gebaut sind. Es werden vier Funktionseinheiten unterschieden: Recheneinheit, Steuereinheit und Speichereinheit, ergänzt um eine Ein-Ausgabe-Einheit. Deshalb speichern digitale Computer Daten nicht dort, wo sie verarbeitet werden. Obwohl diese Architektur äußerst erfolgreich war und immer noch ist, hat sie ein Problem: Die meisten modernen Computer verbrauchen zu viel Strom.
Doch zu Lebzeiten von Neumanns tauchten Fragen zur Energienutzung nicht einmal am Horizont auf. Es ging darum, Computer so gut wie möglich zum Laufen zu bringen. Aber jetzt hat die Welt die Umweltkosten fast jeder Google-Suche erkannt, und viele denken mit Entsetzen, dass das kommende „Internet der Dinge“ und autonome Roboter abheben werden.
Aber wo Gefahr ist, da ist auch Rettung, schrieb Hölderlin. Kaum zu glauben: Tatsächlich schwirren seit den 1980er-Jahren konkrete Ideen umher, “Computer und Gehirn” zusammenzubringen, was von Neumann kurz vor seinem Tod in einem Vortrag versucht hatte.
glaube nicht
Ernst Peter Fischer studierte Mathematik und Physik in Köln und Biologie am California Institute of Technology in Pasadena, USA. Er ist Professor für Wissenschaftsgeschichte an der Universität Heidelberg. Der preisgekrönte Autor hat mehrere naturwissenschaftliche Bücher veröffentlicht, darunter The Enchantment of the World: Another History of Science. www.epfischer.com