
Kinder mit Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) haben Konzentrationsschwierigkeiten, sind impulsiv und unruhig. Methylphenidat, bekannt als Medikinet oder Ritalin, ist das Standardmedikament zur Behandlung von ADHS. Allerdings ist noch nicht ganz klar, wie die konzentrationsfördernde Wirkung des Medikaments zustande kommt. Es wird angenommen, dass es den Dopaminspiegel im Nucleus Accumbens und verwandten Gehirnregionen normalisiert. Forscher der Stanford University und der japanischen University of Fukui sind dem nun erstmals systematisch nachgegangen und haben die Wirkung von Ritalin auf die spontane Aktivität im Nucleus accumbens und Gehirnnetzwerke untersucht, die eine Schlüsselrolle bei der Steuerung der Aufmerksamkeit spielen. Spontane neuronale Aktivität wird oft als Maß für die gesunde Funktion von Hirnregionen herangezogen.
Das Team um Yoshifumi Mizuno lud 27 Jungen mit ADHS und 49 neurotypische Kinder ein. Alle Teilnehmer legten sich ruhig in den Gehirnscanner und absolvierten anschließend einen Aufmerksamkeitstest. Die Kinder mit ADHS taten dies zweimal: einmal mit einer Dosis Methylphenidat und einmal mit einem Placebo (die Hälfte bekam zuerst das Medikament, dann das Placebo, die andere Hälfte bekam zuerst das Medikament). Wenn sie das Medikament zuvor erhalten hatten, stieg die spontane neuronale Aktivität im Nucleus Accumbens, einem Teil der tiefen Basalganglien, der besonders reich an Dopaminrezeptoren ist. Der Neurotransmitter wirkt motivierend und erleichtert zielgerichtetes Handeln. Nach dem Schlucken ähnelte die Aktivität des Nucleus accumbens im Ruhezustand eher der von nicht diagnostizierten Kindern. Dasselbe Ergebnis wurde auch im Salience- und Default-Mode-Netzwerk gefunden. Ersteres ist dafür verantwortlich, die Aufmerksamkeit auf wichtige Reize zu lenken. Letzteres wird oft mit egozentrischen Prozessen und nicht aufgabenbezogenen Gedanken in Verbindung gebracht.
Im Standardmodus-Netzwerk war eine erhöhte spontane Aktivität auch mit einer besseren Leistung bei Aufmerksamkeitsaufgaben verbunden: Je ähnlicher sie der neurotypischen Kontrollgruppe war, desto besser konnten sich die ADHS-Kinder konzentrieren. „Unsere Ergebnisse zeigen einen neuen Mechanismus für die Wirkungsweise von Methylphenidat bei ADHS und liefern wichtige Hinweise für die Entwicklung von Biomarkern zur Messung des Behandlungserfolgs“, sagt Studienleiter Vinod Menon.